Vom Gummiwerk zur Kreativlandschaft
Das Gebäude in der Deutz-Mülheimer Straße 127 ist ein bedeutendes Zeugnis der Kölner Industriegeschichte und ein herausragendes Beispiel für die Architektur der frühen Industrialisierung. Es war Teil der Kölner Gummifädenfabrik, die 1843 von Ferdinand Kohlstadt und Marcus Brenner gegründet wurde. Sie gehörten zu den frühen Herstellern vulkanisierter Gummifäden und produzierten nahtlose Gummiwaren wie Handschuhe und Gasballons. 1864 zogen sie in die Deutz-Mülheimer Straße. In den 1880er Jahren erlebte das Unternehmen wirtschaftlichen Aufschwung, baute die Produktion aus und erweiterte den Standort. 1908 entstand der neue Backsteinflügel, ein Symbolwechsel von Historismus zu Moderne. Bis 1922 wurde die gesamte Anlage vollendet.
1934 begann die moderne Massenfertigung im Werk; die Produktpalette wuchs um weitere Gummiwaren wie Badekappen, Schürzen und Scherzartikel. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion 1947 wieder aufgenommen. In der Nachkriegszeit wuchs das Unternehmen auf bis zu 1.300 Beschäftigte an und erlebte eine Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs. 1972 endete jedoch die Produktion an diesem Standort. Die Stadt Köln nutzte das Gelände anschließend als Berufsbildungszentrum. Ab 1995 begann eine neue Nutzung des Geländes als Kunst- und Gewerbehof, der bis heute eine wichtige Rolle im kreativen und wirtschaftlichen Leben der Stadt spielt.